Die Kunst der Selbstreflexion.
„Mir wird gerade bewusst, dass ich 20 Jahre Frust mit einer Abteilung auf die jungen Mitarbeiter projiziere.“
Der Moment, in dem nach 1,5 Tagen „ Mediativer Teamentwicklung“ eines Bereichsleiter- Teams, einer diese Aussage trifft, ist unbezahlbar.
Erst von diesem Moment an konnten wir nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen erarbeiten.
Warum ist Selbstreflexion so wichtig und wie bringe ich sie in ein Gespräch ein?
Selbstreflexion ist Grundvoraussetzung für gemeinsame Konfliktlösungen. Solange wir uns in der Schuld unseres Gegenübers ausruhen und nicht bereit sind, unseren eigenen Anteil zu erkennen, ist eine konstruktive Klärung nicht möglich.
Stell Dir folgende Gesprächssituation vor:
Du bist in einem Gespräch mit einem Kollegen. Ihr müsst über den Verlauf des Projekts sprechen und wie Eure Zusammenarbeit funktioniert. Vor allem müsst Ihr analysieren,was nicht gut funktioniert, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zum Positiven zu verändern und damit den Erfolg des Projekts sicher zu stellen.
Die Situation kann sehr unterschiedlich ablaufen:
Variante 1:
Dein Gegenüber erzählt Dir, was DU verändern kannst und weswegen aus seiner Sicht das Projekt nicht so da steht wie es sollte. Zudem hat er auch noch einige Vorschläge auf Lager was DU alles verändern kannst.
Variante 2:
Du sitzt in einem Gespräch und Dein Gegenüber hat ebenfalls die Situation analysiert. Er erzählt im ersten Schritt, worin er seinen eigenen Anteil an der Situation sieht. Er hat darüber nachgedacht, was er verändern könnte, um der Unterredung eine positive Wendung zu geben. Er fragt Dich, wie du dazu stehst?
Die Fragestellung ist in beiden Gesprächsvarianten gleich, und doch sind es von Grund auf zwei unterschiedliche Gespräche:
Im 1. Gespräch wird es einen Schlagabtausch geben und die gegenseitige Schuldzuweisung dienen der eigenen Rettung.
Im 2. Gespräch werden die Gesprächspartner ihre Sichtweisen austauschen und dann gemeinsam konstruktive Vorschläge zur Verbesserung diskutieren, bevor sie dann im nächsten Schritt Lösungen diskutieren.
Es gibt einen Grund, warum wir die Fehler im Außen suchen.
Oft ist es gar nicht so leicht, wie es in der Variante 2 klingt. Der psychologische Selbsterhaltungstrieb lässt uns im ersten Moment den Fehler im Außen suchen und schützt unser Selbstkonzept. Dieses besagt, dass im Grunde das, was wir tun, richtig ist. Das ist ein automatisch ablaufender psychologischer Prozess, der uns vor dauernden und zermarternden Selbstzweifeln schützt.
Im menschlichen Miteinander ist die Anerkennung des eigenen Anteils an einer schwierigen Situation jedoch wichtig. Die Selbstreflexion und die Schlüsse, die ich aus ihr ziehe, sind ein bewusster und von mir zu steuernder Prozess.
Fragen, die Dich dabei unterstützen können, um in die Selbstreflexion zu kommen:
- Was ist besonders herausfordernd an der aktuellen Situation?
- Welche Einzelsituationen haben maßgeblich zur Verschlechterung der Ausgangssituation beigetragen?
- Was hat mein Gegenüber dazu beigetragen?
- Was habe ich dazu beigetragen?
Wenn Du die Frage 4 mit „Nichts“ beantwortest, dann ist das ein Zeichen dafür, wie tief Du bereits in der Konfliktspirale steckst. Du verharrst in diesem Fall in einer Art „Opfer-Falle“.
Vielleicht hilft es Dir, zu wissen, dass bei nahezu 99% aller Konfliktsituationen ALLE Beteiligten einen Anteil beitragen. Denn konfliktäre Situationen entstehen durch „Aktion und Reaktion“. Und egal, welchen Part ich einnehme, ich bin verantwortlich für meine Handlung.
Um aus der „Opfer-Falle“ in die Selbstreflexion zu kommen, kannst Du Dir nun folgende Fragen stellen:
- Versuche Dich zu erinnern, wie Du in den Situationen aus Frage 3 reagiert hast. Und welche Reaktion Deines Gegenübers hat Deine Handlung/Worte hervorgerufen.
- Wie hättest Du alternativ reagieren können? Hätte das möglicherweise zu einer Veränderung der Situation geführt?
- Was ist also nun Dein Anteil?
Ich weiß, es ist nicht leicht. Und je stärker und länger der Konflikt Dich schon gefangen hält, desto schwieriger ist diese Übung. Wenn Du einen Sparringspartner brauchst, nicht nur, um in die Selbstreflexion zu kommen, sondern auch um konstruktive Schritte in Richtung Konfliktlösung zu gehen, dann melde dich gerne bei mir. ls@lenastoltefaut.net
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