In den letzten Tagen habe ich mich dabei beobachtet, wie sehr mich Ungewissheit irritiert. Mir ist schon bewusst, dass ich generell ein Mensch bin, der gerne plant. Als die Geschäfte und Schulen geschlossen wurden und die sozialen Kontakte untersagt wurden, stand ein fixes Datum im Raum. Diese Massnahmen sollten zunächst bis 20.4.2020 so gelten. Das war eine klare Ansage, damit konnte ich gut leben – irgendwie war es auch ganz spannend. Ein Experiment. Ein Experiment in vielerlei Hinsicht:
- Homeoffice mit Kindern zu Hause,
- das aktuelle Geschäft online zu fokussieren,
- neugierig auf die neuen Fragestellungen mit denen ich konfrontiert würde,
- gespannt auf die Entwicklung im Land und
- was wir und alle Anderen daraus machen.
Wir hatten alle unsere Höhen und Tiefen.
Die letzten 5 Wochen waren für mich persönlich ok, weil ein klarer Endpunkt fixiert war. Das „zunächst“ oder „voraussichtlich“, was von der Politik ganz klar kommuniziert wurde, hat mich nicht weiter beschäftigt, weil ich Klarheit mag. Vor etwa einer Woche wurde ich plötzlich hellhörig was die ganzen Spekulationen anging: Schulen bleiben bis Ende Mai geschlossen. Kitas sollten bis nach den Sommerferien geschlossen bleiben. Sportstätten bleiben weiterhin geschlossen. Geschweige denn von Gastronomie und Eventunternehmen. Um es abzukürzen – nahezu zu jeder einzelnen Zielgruppe schirrten Spekulationen zur Wiedereröffnung. Irgendwie bin ich in diesen Nachrichten-Strudel geraten. Das hat mich dann wirklich genervt. Ich hätte so gerne eine klare Aussage – egal welche, aber Klarheit.
Endlich wieder Halt in dieser Ungewissheit.
Erst in der letzten Woche ist mir bewusst geworden, wie selten wir in unserem geregelten Leben eigentlich mit Ungewissheit konfrontiert sind, wenn wir das nicht wirklich wollen. Durch Zufall habe ich vor 2 Wochen bei einer Zoom-Session mit einer Spezialistin für Ungewissheit teilgenommen – Rike Petzold. Damals tangierte mich das Thema noch nicht so, weil ich mich noch im Experimenten-Stadium befand.
Der Ansatz, den auch ich in der letzten Woche mit Erfolg für mich genutzthabe, war:
Die Innenschau:
- Was ist es, was ich im Moment wirklich brauche? Was tut mir gut? – Fokus und Zeit in diese Punkte investieren. Das kann alles sein und muss nicht unbedingt mit dem Thema Corona zusammen hängen, z.B. ein Waldspaziergang, ein gutes Buch, vielleicht auch regelmäßige Telefonate mit Freunden, bei denen das Thema Corona ausgeschlossen wird.
- Was kann mir in der aktuellen Ungewissheit Sicherheit geben? Das können Rituale sein. Klassische Essensrituale mit der Familie, geregelte Tagesroutinen, oder auch Sport – das Gefühl sich auf den eigenen Körper verlassen zu können.
- In Ungewissheit öffnen sich Zwischenräume, um gewohnte Routinen neu zu gestalten. Mit Neugierde in diese neuen Zwischenräume schauen. Vielleicht wird ein altes vergessenes Hobby neu entdeckt oder der Kaffee am Morgen durch Tee ersetzt…
Diese 3 Fragestellungen haben mir geholfen nicht mehr wie Treibholz zwischen all den Spekulationen hin und her zu treiben, sondern mich selbst wieder zu stabilisieren und mir Sicherheit in der Ungewissheit zu geben. Vielleicht gibt es jemanden in deinem Umfeld oder Team, dem Sicherheit im Moment gut tun würde. Teile mit ihm diese Fragen. Vielleicht trägt das zu ein wenig mehr Sicherheit in dieser Ungewissheit bei.
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