Jan 22

Eine Liebeserklärung ans Streiten

Warum Streiten Identität, Beziehung und Demokratie stärkt

„Ich will weniger streiten.“
„Ich will gelassener bleiben.“
„Ich will mich nicht mehr so leicht auf die Palme bringen lassen.“
Diese Vorsätze höre ich nicht nur zu Beginn des Jahres in Coachings, sondern das ganze Jahr über. Ein echter Dauerbrenner. Schon durchgehalten? Nein? Das ist gut so!

Heute möchte ich mit euch einen Artikel aus der Zeit https://www.zeit.de/gesellschaft/2012-11/streitkultur-editorial mit dem wunderbaren Titel Streitet euch! teilen. Seit Jahren hängt er in meinem Büro an der Pinnwand – weil ich ihn einfach so gut, klar und ehrlich finde.

Der Autor Karsten Polke-Majewski bestätigt, was ich in meiner Arbeit mit Teams und Führungskräften erlebe und öffnet die Augen, warum wir unseren Konflikten gar nicht genug Raum geben können.

Warum hat Streit einen so schlechten Ruf?
Streit sei eine unserer wichtigsten Kulturtechniken und gehe gerade verloren, so der Autor.
Dass wir es vermeiden, liegt daran, dass viele Streiten als Moralisieren, inhaltsloses Beleidigen oder Zynismus erleben und damit verwechseln. Wer sich die Last von der Seele geschrien hat, knallt die Türen und flüchtet aus der Situation. Weil die Assoziationen mit dem Streit so negativ sind scheuen wir uns insbesondere im beruflichen Umfeld Konflikte zu leben, aus Sorge um die kollegialen Beziehungen.

Was braucht ein guter Streit?
Wir leben in der Freiheit, alles sagen zu können, es gibt kaum mehr Tabus – und doch ist konstruktiver Streit selten. Was braucht es für einen guten Streit?

  • Konfliktparteien, die die Argumente des/der anderen ernst nehmen
  • Respekt voreinander
  • Mut, Gefühle auszusprechen
  • Kritische Menschen, die Zukunft sinnvoll gestalten wollen und den gegenwärtigen Zustand als etwas ansehen, das sich verändert und verändern darf
  • Fähigkeit, zu sich selbst zu stehen und die eigene Position zu begründen
  • Gute Streitende interessieren sich für ihr Gegenüber und wollen oft die Welt ein bisschen besser machen.

Auch Spott und Häme können manchmal hilfreich sein – als Herausforderung an die Gegenseite, die Argumente zu schärfen. Dies kann Konstruktivität und Klarheit fördern. Ein Streit stärkt die eigene Identität und damit auch Beziehungen. Aus klaren Positionen entstehen Entwicklung und Fortschritt, indem diese aneinander gerieben und geschärft werden – in der kleinsten Einheit, der Paarbeziehung, in Teams und auf politischer Ebene.

Toleranz entsteht aus Streit
Es ist in Ordnung, die andere Meinung nicht gut zu finden. Und sie dennoch anzuerkennen – als das, was sie ist – eine andere Meinung. Das bedeutet für mich Toleranz. Streit bringt uns manchmal an unsere Grenzen, die wenigsten von uns haben gelernt konstruktiv zu diskutieren und mit Meinungsunterschieden umzugehen. Die gute Nachricht: Es ist erlernbar!

Innovation kann aus gutem Streit entstehen
Oft gehen Gesprächsparteien mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinander ohne diese in Abgleich zu bringen und mögliche Lösungen aus diesen Positionen zu diskutieren und zu entwickeln. Aber genau hier steckt die Kraft der Innovation: In dem Raum zwischen Positionen und Lösung kann Neues entstehen.

Wenn du regelmäßig Impulse und Tipps zu den Themen Verbundenheit von Teams, Umgang mit Konflikten und Emotionen und bedürfnisorientierte Führung erhalten möchtest, dann trage dich gerne unter folgendem Link in meinen Impuls-Letter ein: https://www.lenastoltefaut.de/impuls-letter/