Feb 14

„Du bist Schuld“

Aus einer live Q&A zum Thema: Anteile im Konflikt

Ganz automatisch suchen wir in einem Streit oder Konflikt die Schuld beim Gegenüber. Und natürlich finden wir sie auch. Unser Gegenüber macht es genauso. Der Selbsterhaltungstrieb sorgt dafür, dass wir zuerst im „Außen“ schauen und unser Selbstkonzept schützen.
Dabei würde Selbstreflexion in jedem Gespräch sehr hilfreich sein. Es macht einen Unterschied, ob wir dem Kollegen die Schuld daran geben, wenn das Projekt nicht gut läuft und ihn gleich noch mit ein paar „klugen RATSCHLÄGEN“ abservieren oder ob wir unseren eigenen Anteil an der Situation benennen und konkrete Verbesserungsvorschläge machen.

Im Anschluss habe ich 3 sehr gute und wichtige Fragen aus einer Live Q&A für Dich zusammengestellt:

Q: Wie schaffe ich es, in Situationen, in denen ich getriggert bin, einen klaren Kopf zu behalten und mich selbst zu reflektieren?

A: Direkt in der Situation wird es Dir vermutlich nicht gelingen. Warte, bis die Emotionen etwas abflachen und stell Dir dann in einem ruhigen Moment folgende Fragen:

  1. Auf welches Detail im Gespräch reagiere ich so heftig? Und warum?
  2. Was könnte ICH anders machen, dass es mir besser geht?
  3. Was benötige ich von meinem Gegenüber?

A: Um besser gewappnet zu sein für Situationen, in denen Dich der Trigger-Blitz trifft, ist es sinnvoll, zu wissen, wie Du Dich selbst schnell beruhigen kannst. Manchen hilft bewusste Atmung, anderen hilft Erdung, indem sie beide Füße fest auf den Boden stellen und das Rückgrat straffen, manche berühren mit der Daumenspitze der Reihe nach die anderen Fingerspitzen, wieder andere müssen sich bewegen – in dem Fall ist es sinnvoll, einfach aufzustehen und zu sagen: “Ich lass mal ein bisschen frische Luft rein.“. Egal, was es ist, finde es heraus. Finde heraus, was Dir in solch einem Moment gut tut. Schließlich sollst Du schnell wieder reaktionsfähig sein und zwar bedacht und überlegt. Hochemotionales Agieren könntest Du im Nachhinein bereuen und ist schwer rückgängig zu machen.

Q: Wie verhalte ich mich, wenn mein Gegenüber die ganze Schuld bei mir sieht?

A: Das kommt häufig vor. Dein Gegenüber ist in diesem Fall in der „Opfer-Falle“. Argumentieren hilft in solchen Momenten nicht. Hier hilft nur eins: Höre Deinem Gegenüber erst mal zu, bevor Du Deine Sichtweise schilderst. Richte Deine volle Aufmerksamkeit auf Dein Gegenüber:

  1. Höre aktiv zu – volle Aufmerksamkeit bei Deinem Gegenüber.
  2. Stelle Fragen – das zeigt Interesse und gibt Deinem Gegenüber das Gefühl der Entlastung.
  3. Übe Empathie – zeige Verständnis. Wichtig: Verstanden ist nicht einverstanden!

Versuche mit einer neugierigen Haltung zu verstehen, wie es dazu kommt, dass Dein Gegenüber die ganze Schuld bei Dir sieht. Versuche nicht, zu werten. Gehört und verstanden zu werden, beruhigt die Menschen und macht sie gesprächsbereit.

Erst im nächsten Schritt bittest Du Dein Gegenüber, Dir zuzuhören, wie Du die Situation erlebt hast. Gehe hierbei in 3 Schritten vor:

  1. Wie war die Situation aus Deiner Perspektive?
  2. Wie glaubst Du, hat Dein eigener Anteil zur Eskalation beigetragen?
  3. Was hat Dich am Verhalten Deines Gegenübers geärgert? Formuliere dies als ICH-Botschaft!

Du wirst sehen, damit steuerst Du ein konstruktives Gespräch. Und Du unterstützt dein Gegenüber dabei, den eigenen Anteil anzuerkennen.

Q: Welche Fragen und Rituale sind hilfreich, um Selbstreflexion im Team zu aktivieren?

A: Rituale sind eine großartige Möglichkeit, Selbstreflexion zu üben.
Zum Beispiel in Team-Meetings, in denen Projekte mit der Nachbarabteilung holprig laufen.
Oder auch im wöchentlichen Team-Meeting einen konstruktiven Blick auf die teaminterne Zusammenarbeit zu werfen.
Anstelle zu meckern oder zu schweigen, gemeinsam zu reflektieren.

  1. Was genau ist abgelaufen? Worüber haben wir uns geärgert?
  2. Was haben wir dazu beigetragen, dass die Situation so ist, wie sie ist?( positiv und negativ)
  3. Was können wir im nächsten Schritt anders machen?
  4. Wie können wir einen konstruktiven Dialog aufbauen?

Am Ende wollen wir doch alle gemeinsam wachsen.

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Denn am Ende machen gute Beziehungen das Leben einfach schöner.