Nov 21

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ich dachte, ich akzeptiere die Dinge, wie sie sind, aber in mir war noch Hoffnung. 

Wo Hoffnung ist, gibt es keine Akzeptanz. 

Eigentlich halte ich Hoffnung für etwas Gutes. Hoffnung ist für mich Optimismus, Ausgangspunkt für Veränderung und Entwicklung.

Am Wochenende war ich auf einer Beerdigung:
Mein Onkel ist gestorben.
Eine Angehörige hat mir erzählt, wie unterschiedlich die Kinder meines Onkels mit dem nahenden und unausweichlichen Tod umgegangen sind. Und ich habe einen ganz neuen Blick auf das Spannungsfeld von Hoffnung und Akzeptanz bekommen.

Als die Ärztin der Familie sagte, dass es sich vermutlich nur noch um Stunden, maximal um wenige Tage handelt, führte das bei dem einen Kind zu Akzeptanz und beim Anderen zu Hoffnung. 

Hoffnung, den Vater noch nach Hause holen zu können, wie er es sich immer gewünscht hatte. Hoffnung, die letzten Stunden gemeinsam in der vertrauten Umgebung, den vertrauten Gerüchen und dem eigenen Bett sein zu können. Es wurde telefoniert, Gespräche mit den Ärzten und einer Pflegerin geführt. 

Auf der anderen Seite war ein Kind in Akzeptanz. Akzeptanz, dass es nun zu Ende ist. Dass ein Transport zu strapaziös ist. Sie hat sich dafür stark gemacht, das jetzt und hier Mögliche zu tun: Die Lieblingsmusik wurde leise im Hintergrund gespielt, die Familie hat sich leise unterhalten, dass ihre Stimmen zu hören waren. Die Hand wurde gehalten und Kaffee von zu Hause in der Thermoskanne mitgebracht, den er jeden Nachmittag so geliebt hatte.

Solange ich hoffe, halte ich fest. 

Die Hoffnung, dass eine Zusammenarbeit besser wird, wenn nur etwas Zeit vergeht. Dass der Kollege verstehen und einlenken wird. Hoffnung, dass ein Mitarbeiter an die frühere, längst vergangene Performance anknüpft.

Hoffnung erlaubt uns nicht, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Und es werden Handlungen basierend auf der Hoffnung ausgelöst.

Akzeptanz nimmt die Realität an. 

Akzeptanz, dass diese Zusammenarbeit schwierig ist. Dass dieser Mensch anders denkt und handelt, als es den eigenen Werten entspricht. Akzeptanz, dass dieser Mitarbeiter trotz vieler Gespräche seit geraumer Zeit nicht ausreichende Leistungen bringt.

Akzeptanz macht mich handlungsfähig im realistischen Rahmen.

Hoffnung zerstreut die Spannung, die ich brauche, um realistisch zu handeln. Sie baut ihre Handlungen auf unrealistischen Erwartungen an eine mögliche Zukunft auf.

Akzeptanz der Realität macht innerlich weit und ermöglicht eine realistische Handlung.

Als mir dieser Unterschied neu bewusst geworden ist, habe ich rückblickend auf mein (Arbeits-)Leben, einiges besser einordnen können. 

Gibt es Herausforderungen in deinem Arbeitsleben, bei denen du deine Hoffnung noch nicht loslassen kannst?

Was brauchst du, um in die Akzeptanz zu kommen?

Ich freue mich, von dir zu hören.